Vorlage: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, H 107/15 Nr. 1. 7 B1.2, Auflösung 72 dpiDas mittelalterliche Waiblingen wurde in der Nacht zum 18. September 1634 von den bei Nördlingen siegreichen kaiserlichen Truppen, nach einer der großen Schlachten des Dreißigjährigen Krieges in Brand gesteckt und fast vollständig zerstört. Nur in der Weingärtner Vorstadt, außerhalb der Stadtmauer sind einige Häuser von den Bränden verschont geblieben. In den Jahrzehnten danach wurde die Stadt wieder aufgebaut. Ein Großteil der in der 2. Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert in Fachwerkbauweise weitgehend auf den alten Parzellen neu errichteten Häuser ist heute noch vorhanden, viele wurden in den letzten Jahren liebevoll restauriert. Damit stellt die Waiblinger Altstadt ein gutes Beispiel einer altwürttembergischen, in der Frühen Neuzeit erbauten Fachwerkstadt dar.
Im Jahre 1836 fand in Waiblingen mit der Erstellung des sogenannten „Primärkatasters“ die erste professionelle Vermessung der gesamten Markungsfläche statt, im Rahmen der im frühen 19. Jahrhundert in ganz Württemberg durchgeführten Landesvermessung. Die Waiblinger Altstadt war in dieser Zeit noch von Landtwirtschaft, Weinbau und einigen Gewerben wie der Gerberei geprägt und von den Veränderungen durch die Industrialisierung weitgehend unberührt. Die Stadt war mit einem Bestand von 444 Gebäuden kaum über die Grenzen der Altstadt hinaus gewachsen, die alte Stadtgestalt mit der Stadtmauer, den Stadttoren und den verwinkelten Straßenzügen war noch nahezu unverändert erhalten. Mit dem Primärkataster erhielten erstmals alle Häuser eine Nummer, Hausnummern wurden erst später eingeführt, und sind damit eindeutig lokalisierbar. Da auch die Namen der Besitzer genannt sind, wurde das Primärkataster als Grundlage für die Erstellung einer Hausforschung mit besitzgeschichtlichem Schwerpunkt gewählt. Darüberhinaus wurden die Häuser in ihrem Erscheinungsbild beschrieben, Bilder angefertigt und weitere Informationen, wie z. B. dendrochronologische Daten aufgenommen. Das Projekt soll nach und nach ergänzt werden um bauforscherische Untersuchungen, einem Kellerkataster (die Keller scheinen häufig noch aus der Zeit vor dem großen Stadtbrand zu stammen), alte Fotografien, Abbildungen und Baupläne und möglichst vielen Informationen über die ehemaligen Bewohner.
Die Darstellung des Häuserbuchs besteht aus zwei Teilen, zunächst aus einer Basisversion mit einigen Bildern, einer Gebäudebeschreibung und einer Besitzgeschichte. Dabei wurde Wert gelegt auf eine leserliche und allgemein verständliche Darstellung. Grundsätzlich ist für jedes Haus eine unterschiedliche Materialfülle vorhanden. Manchmal gibt es fast gar keine Informationen, vor allem wenn das im 16. oder 17. Jahrhundert erbaute Gebäude nicht mehr existiert, für einige Häuser lässt sich die Besitzgeschichte aber auch über die Zeit des großen Stadtbrands hinaus bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. In einer „Materialsammlung“ sollen alle über die Häuser gesammelten Quellen online gestellt werden. Dies macht aber erst Sinn, wenn genügend Material zusammen gekommen ist.
Das Projekt wird erstellt durch eine Arbeitsgruppe um Jörg Heinrich, die aus einer Webdesignerin, dem Bauforscher Markus Numberger, einem Datenbankspezialisten und einem Hobbyhistoriker besteht. Hinweise von jedermann zur Häusergeschichte sowie die Überlassung von Plänen oder alten Fotos, am besten in digitaler Form, würden wir sehr begrüßen. Eine Kontaktaufnahme ist unter